Es war für mich ein Schlüsselmoment, der mein Leben nachhaltig verändern sollte. Vor fast 20 Jahren stehe ich im Plattenladen und lege nichtsahnend die folgende Scheibe auf:
Bei den ersten 5 Songs stutze ich bereits. Häh, hast Du das nicht schon mal irgendwo gehört? Bei Track 6 machts dann Klick.
Okay, okay: Was wird hier gespielt? Das Stück klingt ab Minute 02:10 exakt wie der 90er Chart-Hit "My name is" von Eminem. Es ist der Moment, in dem ich kapiere, worauf die mich bis dahin prägende Kultur des Hip-Hops aufgebaut ist: auf Soundschnipseln alter Platten aus staubigen Regalen. Und es ist der Auftakt zu einer nunmehr 20-jährigen Suche nach den Originalen der mich umgebenden Musik.
Doch der Reihe nach - einige Jahre nach meiner Ur-Erfahrung klärt mich der Pionier der US-amerikanischen Block-Partys Grandmaster Flash darüber auf, wie sich aus seiner Idee der Quick-Mix-Theorie einer der prägendsten Musikstile der 90er und 2000er Jahre entwickeln sollte. Am besten er zeigt selbst mal, was ihn da in den Sinn gekommen ist:
Okay: vom Prinzip her ganz einfach. Platte Nr. 1 spielt für 2 bis 4 Takte einen kleinen Teil des Musikstücks (den sogenannten Breakdown). Auf der anderen Seite liegt dieselbe Platte, die nach Ablauf der Takte mithilfe des Mixers eingeblendet wird und und dieselbe Stelle des Stücks spielt. In der Zwischenzeit kann Platte Nr. 1 wieder auf Anfang gedreht werden und nach dem Zurückblenden beginnt das Spiel von vorne.
Und was bringt das jetzt? Durch hin und her mixen zwischen den beiden Platten wird der Breakdown unendlich verlängert bzw. in Endlos-Schleife gespielt. Und wer tanzt wie wild auf den Break (-down)? Klaro - die Breakdancer - hat also nichts mit "halsbrecherischen" Kunststücken zu tun, sondern damit, dass zum Break getanzt wird.
Soweit verstanden! Und was hat das jetzt mit dem Titel des Beitrags zu tun? Diese Idee – einen kleinen Teil eines (älteren) Musikstücks unendlich zu verlängern – bildet die Grundlage für unzählige Hits in Radio und Diskos. Glaubst Du nicht? Solltest Du aber. Hier der Beweis.
Ums ein wenig spannender zu machen, habe ich den Original-Titel herausgesucht. Hör ihn Dir an und rate mal, welcher Hit daraus gemacht wurde – als Hilfestellung habe ich die entscheidende Stelle zeitlich angegeben (Beispiel: 01:21 = bei einer Minute 21 Sekunden solltest Du etwas genauer hinhören). Los geht's.
Okay, okay, man muss Musik schon wirklich lieben, wenn man irgendwann sagt - den Sound von Oregon find ich richtig tight. Vielen fallen da wahrscheinlich eher Attribute wie "anstrengend" oder "abgespaced" ein. Aber wenn man weiß, dass die Band die Grundlage für eines der schönsten Liebeslieder in deutscher Sprache geliefert hat, hört man ihre Tracks vielleicht doch mit wohlwollenden Ohren: ab 0:37.
Schon erraten? Das ist Ende der 90er daraus geworden.
Jetzt wendest Du vielleicht ein - na ja, so ein paar Hip-Hop Stücke, das ist ja ganz nett, aber so richtig kommerziellen Erfolg hatten die ja nicht wirklich. Dem entgegne ich - nimm das:
Da ist sie wieder - meine Schwäche für Disco-Titel. Und irgendwie finde ich es tröstlich, dass ich anscheinend nicht der Einzige bin, der auf die rhythmisch-treibenden Titel der 70er und 80er steht. Boney M. ist den meisten wohl ein Begriff, vor allem in Verbindung mit Titeln wie "Daddy Cool" oder "Rivers of Babylon". Aber auch weniger bekannte Stücke wie "Gotta go home" haben den Sprung ins neue Jahrtausend geschafft. Ich gebe es zu - ich bin kein Fan von Techno Boom-Boom oder den Geräuschen-Kulissen des Dub-Steps - aber manchmal wertet ein bisschen mehr Druck im Bass-Bereich einen Song auch auf - so wie bei dem gesuchten Titel: ab 0:09.
Gemessen an den Klick-Zahlen ist die Neuauflage zwar weniger erfolgreich als das Original - dafür bringt sie mehr Spaß auf der Tanzfläche.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und sehr viel Zeit mitgebracht hat, der kann unter folgendem Link schauen, wie viele Hits auf anderen Stücken beruhen. Hierfür einfach auf das bevorzugte Genre klicken und überraschen lassen:
www.whosampled.com
In Vorbereitung auf den Beitrag ist zudem eine Playlist entstanden, die noch ein paar weitere sehr bekannte Titel enthält - es ist immer erst das Original und dann das aktuelle Stück zu hören:
Youtube-Playlist - Sampled Hits
Wer hingegen sagt: "Die ganze Sucherei ist mir zu anstrengend", dem empfehle ich einen Blick auf Die besten YouTube Musikvideos. Dort kommt man auch ohne große Suche auf seine musikalischen Kosten und kriegt obendrein spektakuläre Bilder geboten.